Stadtwerke Halle Blog - Hinter den Kulissen
Werfen Sie in unserem Blog einen Blick hinter die Kulissen der Stadtwerke Halle! Unsere Autorinnen und Autoren nehmen Sie mit auf spannende Geschichten aus der gesamten Stadtwerke Halle-Welt.
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Zweihundert Prozent aufmerksam
Heute ist ein ganz normaler Tag im Arbeitsleben von Matthias Berger: Als einer von 374 Fahrerinnen und -fahrern für Straßenbahnen und Busse bei der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) sorgt er täglich dafür, Halle am Laufen zu halten.
An diesem Tag fährt Matthias Berger die Frühschicht. Seine erste Bahn startet um 3.25 Uhr. Da sind fast alle anderen Hallenserinnen und Hallenser längst noch im Tiefschlaf. Zuerst ist er mit der Linie 1 unterwegs, später mit der Linie 4, die zur Linie 7 wechselt. Seine Schicht geht bis 12.25 Uhr. Um 9.23 Uhr fährt er die Linie 4 vom Riebeckplatz über das Rennbahnkreuz Richtung Heide. Hier passiert es. An der Heideallee Höhe Weinberg Campus missachtet ein Autofahrer die Vorfahrt der Straßenbahn. Matthias Berger steigt auf die Eisen. Alles noch mal gut gegangen. „Bei gut 30 Tonnen Gewicht ist das Bremsen ein echter Kraftakt. Der Bremsweg ist bei dem Schwergewicht auch nicht unerheblich. In Sekundenbruchteilen muss ich entscheiden: Wie scharf bremse ich, damit erstens niemand in der Straßenbahn und zweitens niemand vor mir zu Schaden kommt. Man spürt jeden Tag eine große Verantwortung. Unachtsamkeiten leiste ich mir da nicht.“
Am Urania 70 ist besondere Aufmerksamkeit gefragt
Die spätere Fahrt über Kröllwitz Richtung Innenstadt verläuft dann reibungslos. Sogar am Urania 70 geht diesmal alles glatt. Ist doch an dieser Kreuzung am Eingang zur Großen Ulrichstraße die ganze Aufmerksamkeit der Fahrer gefordert. Das Problem: Radfahrer ignorieren häufig rote Ampeln und kommen dadurch mit der Bahn in Konflikt. Matthias Berger empfiehlt den Radlern: „Hinter den Autos einordnen und bei Rot warten. Dann kommen wir uns nicht in die Quere.“ Weiter geht’s Richtung Marktplatz. Einige Fahrradfahrer überholen links, während die Bahn an der Haltestelle wartet. „Viele Fahrrad-Unfälle passieren, wenn Fahrgäste aussteigen und vor der Bahn die Straßenseite wechseln wollen.“ Auch Matthias Berger hat solche Unfälle erlebt: „Ich kann nur sagen: Bitte überholt nicht, wartet einen Moment, es ist einfach viel zu gefährlich – für euch und besonders für die älteren Leute zu Fuß!“
Augen auf beim Überqueren der Gleise!
Die Fahrt geht weiter über den Marktplatz und Franckeplatz Richtung Hauptbahnhof. Fußgänger queren gedankenverloren die Gleise, der Blick auf dem Handy. Tatsächlich hört man die Straßenbahn erst aus relativ kurzer Entfernung kommen. Matthias Berger berichtet: „Wir Fahrer haben es selbst getestet. In der Innenstadt nimmt man die Straßenbahn akustisch erst in einer Entfernung von fünf bis zehn Metern wirklich wahr. Deshalb mein persönlicher Tipp: Haltet Augenkontakt mit dem Fahrer. Schaut ihr mich an, weiß ich, ihr habt mich gesehen und ich kann weiter fahren. Und wenn ich mal klingele, will ich niemanden ärgern. Das heißt einfach: Hallo, ich bin da! Sicherheit geht für mich immer vor.“ Am Hauptbahnhof dauert es beim Ein- und Aussteigen etwas länger. „Mein Tipp dazu: Die Straßenbahn hat drei Türen - bitte gleichmäßig verteilen! Dann nach dem Einsteigen zügig nachrücken, und alles geht schneller.“
Die Arbeitszeiten der Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer sind eine echte Herausforderung
Nicht nur die Verantwortung eines Straßenbahnfahrers ist hoch, auch die Arbeitszeiten sind anspruchsvoll: „Wir fahren einen Schichtplan, die Frühschicht startet zwischen drei und sechs Uhr morgens, die Spätschichtwoche liegt zwischen elf Uhr und 1.30 Uhr nachts. Nachtschicht von 20 bis vier Uhr. Nachts fahre ich übrigens am liebsten!“ Weiter geht’s Richtung Büschdorf. Das Ziel unserer Fahrt rückt näher. Matthias Berger sieht die größten Probleme im Alltag nicht bei den Fahrgästen, sondern nimmt eher die Autofahrer in die Pflicht. „Es ist krass, wie viel Verkehrsverstöße wir den ganzen Tag beobachten. Besonders hier Richtung Büschdorf werden die Gleise oft regelwidrig gequert, nur um 30 Sekunden an der Ampel zu sparen. Das ärgert mich dann schon. Aber trotzdem macht das Straßenbahnfahren in Halle richtig Spaß! Ich find´s toll!“ Endstation Büschdorf. Matthias Berger steigt aus dem Fahrerhaus, hat 15 Minuten Pause. Dann geht es wieder zurück Richtung Kröllwitz. Wir wünschen eine gute Fahrt!
29.03.2019
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