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HWS entwickelt neuen Test für sicheres Wasser, der Legionellen schneller entdeckt

Für viele ist Forschung wenig greifbar. Doch im Technologie- und Gründerzentrum Halle auf dem Weinberg Campus werden dank der engen Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft aus Wissen praktische Lösungen, die das Leben erleichtern. Die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft (HWS) hat bereits mehrfach mit halleschen Forschungsinstituten zusammengearbeitet, um innovative Lösungen zu finden. So in der Vergangenheit auch mit der Firma ECH Elektrochemie, die ein neues Verfahren zur Behandlung von Schwefelwasserstoff, einem übel riechendem Gas, in Abwasser-Kanälen entwickelte. Dafür hatte sie im Auftrag des Stadtwerke-Unternehmens drei Jahre an einer Messmethode tüfteln müssen – erfolgreich. Seit einem Jahr arbeitet die HWS gemeinsam mit der Firma BioSolutions GmbH an einem neuen Test, mit dem Legionellen schneller entdeckt werden sollen. Er dauert nur wenige Stunden. Voraussichtlich in drei bis vier Monaten kann er das alte Verfahren ersetzen, als unterstützender Schnelltest aber jetzt schon eingesetzt werden.

Dank der intensiven Kooperation der HWS und der BioSolutions GmbH hat ein neues Testverfahren den Weg zur Anwendung geschafft. Ulrike Böhm, Leiterin des Zentrallabors der HWS, und Dr. Antje Breitenstein, Leiterin der Abteilung Molekulare Diagnostik bei BioSolutions, machen gemeinsam Jagd auf Legionellen, die sich in Warmwasseranlagen einnisten können. „Die Bakterien fühlen sich im warmen, stehenden Wasser wohl. Sie heften sich an feinste Tröpfchen. Beim Duschen eingeatmet, können sie bis in die Lunge gelangen. Vor allem bei geschwächten Menschen droht dann eine Lungenentzündung, mitunter auch mit schweren Komplikationen. Legionellentests sind in Deutschland deshalb Pflicht“, erklärt Ulrike Böhm. „Die aufbereiteten Wasserproben kommen auf Nährböden und für zehn Tagen in den Brutschrank. Bakterienkulturen sind danach bereits mit bloßem Auge sichtbar und können bestimmt werden.“ Sind  Legionellen darunter, werden aufwendige Gegenmaßnahmen bis hin zum Duschverbot notwendig. Die Schwierigkeit: Oft weiß man nicht, ob die Desinfektion gewirkt hat. Das erfordert weitere Tests, verlängert das Duschverbot und macht mitunter auch teure Sanierungsmaßnahmen notwendig. Ein schnellerer Test spart also Unannehmlichkeiten und bares Geld.

Herzstück des neuen Verfahrens ist ein leuchtend roter Apparat, der sogenannte Thermocycler. Das Wasser, nicht mehr als ein Tropfen, ist mit einem speziellen Farbstoff versetzt. Die Farbe heftet sich an die Erbsubstanz der Legionellen und wird dadurch aktiv. Im Thermocycler wird die Erbsubstanz vervielfältigt. Ein Laser bestrahlt die Proben und bringt den Farbstoff zum Leuchten. Fluoreszenznennen das die Wissenschaftler. Das Licht wird aufgenommen und von einem Computer in eine Messkurve übersetzt. Auf der kann man ablesen, wie viele Bakterien in der Probe waren. Der ganze Prozess dauert nur wenige Stunden - ein enormer Zeitgewinn. Um das alte Verfahren später einmal zu ersetzen, muss aber noch weiter gemessen und geprüft werden. Als unterstützender Schnelltest ist er allerdings jetzt schon ein Gewinn.

Hallesches Trinkwasser hat 1A-Qualität

Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel, hat im Versorgungsgebiet der HWS eine grundsätzlich beste Qualität und ist sogar für Babynahrung geeignet. Die qualifizierten Mitarbeiter des Zentrallabors der HWS beproben regelmäßig das lebenswichtige Produkt, vor allem in Kindereinrichtungen und für Krankenhäuser. Sie unterziehen es den gesetzlich vorgeschriebenen Analysen und achten streng auf die Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Das Wasser kommt zum größten Teil aus dem Wasserwerk Wienrode im Harz. Dort wird das Wasser aus der Rappbode-Talsperre aufbereitet und über ein Fernwasserleitungssystem nach Halle gebracht. Vorlieferant ist die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH.

Legionellen nicht in kaltem Trinkwasser - Sie vermehren sich nur bei 25 bis 45°C - Deshalb müssen Eigentümer Warmwasseraufbereitung überwachen

Die HWS ist für das bis an die Hauswand gelieferte Wasser verantwortlich. Ab der Hauswand sind Vermieter und Eigentümer zuständig. Das kalte, aus dem Hahn fließende, Trinkwasser kann keine Legionellen enthalten, weil diese generell nicht in Kaltwassersystemen auftreten. Legionellen können sich nur in Warmwasseraufbereitungsanlagen bei 25 bis 45°C und in schlecht durchflossenen Leitungsabschnitten vermehren. Deshalb schreibt die Trinkwasserverordnung seit 1. November 2011 vor, dass Vermieter alle drei Jahre die zentralen Warmwasseranlagen in ihren Häusern auf Legionellen untersuchen müssen. Auch die HWS empfiehlt allen Eigentümern und Vermietern, permanent die Temperaturen der Warmwasseraufbereitungsanlagen zu  überwachen. Die Temperatur des Vorlaufes muss mindestens 60°C und die des Rücklaufes nicht weniger als 55°C betragen.
 

15.08.2015